PPP-Musik

„Virtuell? Analog? Real? Und: Beethoven! Gedanken und Fragen.

Die Musik, die wir konsumieren – zunehmend online, erfreulicherweise aber immer mehr auch wieder auf Vinyl oder sogar Cassette – ist virtuell in so vielen Aspekten: Sogenannte „Virtuelle Instrumente“ sind bis ins kleinste Detail, ja bis in Störgeräusche hinein erstellte Abbilder von echten Instrumenten, von Streich-, Blas-, Schlag- und Tasteninstrumenten.

Sie sind mittlerweile praktisch nicht mehr zu unterscheiden von Aufnahmen echter/analoger  Instrumente, gespielt von echten Musiker:innen; was auch daran liegt, dass im Entstehungsprozess echte Musiker:innen daran beteiligt sind.

Sind diese Klänge also nun analog oder virtuell? Wo ist die Grenze? Gibt es überhaupt noch eine Grenze? Was bedeutet dann echt oder real?

„Eine Aufnahme von einer Beethoven-Sinfonie – die ist noch analoge Musik!“, mag man denken. Aber stimmt das? Mit vielen Mikrofonen werden die Schallwellen des Orchesters eingefangen, im Mischpult zusammengemischt und bearbeitet. Schon das ist nur ein Abbild der Realität. Dann wird womöglich aus verschiedenen Takes eine gültige Fassung zusammengeschnitten. Das heißt, die Version, die wir hören, hat in dieser zeitlichen Abfolge so nie stattgefunden! Und schließlich wird das Ergebnis digitalisiert – in Einsen und Nullen umgewandelt, auf CD gepresst, wird von Endgeräten mehr oder minder guter Qualität wieder zurückgewandelt und über Lautsprecher wieder hörbar gemacht. Womöglich über einen kleinen Computerlautsprecher. Was ist daran jetzt echter, analoger oder realer als eine Musik mit virtuellen Instrumenten?

Die Technologie erlaubt mir, neue Realitäten zu erschaffen, indem ich kreativ mit gefundenen, mit erfundenen virtuellen Instrumenten umgehe: Der Klang eines Nebelhorns kann zum Bass-Fundament einer Musik werden. Eine Geräuschaufnahme aus London wird zum Rhythmus deformiert. Und schließlich sogar: Eine Toscanini-Aufnahme der 7. Sinfonie von Beethoven lässt sich technisch so bearbeiten, dass neue Rhythmen entstehen, ja dass sie sogar mit neuen Harmonien erklingt. Analoge Klänge, Kreativität und Technologie werden also miteinander vermischt, um Stimmungen, Emotionen, um Musik zu erzeugen.

Und das Rauschen und Knistern eines solchen fast 100 Jahre alten Zeitdokuments erwecken in uns nostalgische Gefühle. Jedoch: Sind das Rauschen und Knistern wirklich echt? Oder habe ich sie hinzugefügt also virtuell generiert, um eine Stimmung zu erzeugen?“ – Tobias Schwab (Komponist)